Jede Peitsche erzählt eine Geschichte

Das ist die Geschichte hinter meiner kleinen Manufaktur

pro·te·an | \ ˈprō-tē-ən

1: of or resembling Proteus in having a varied nature or ability to assume different forms

2: displaying great diversity or variety : VERSATILE

Im Jahr 2010 wollte ich eine Singletail haben. Damals noch naturwissenschaftlicher Student in Lübeck, fuhr ich mehrmals nach Hamburg, auf der Suche nach einem geeigneten Modell. Die Ausbeute war ernüchternd: Teuer, nicht mein Geschmack, schlecht verarbeitet – drei wiederkehrende Attribute, in beliebigen Kombinationen.

Doch davon ließ ich mich nicht abhalten und machte mich selbst ans Werk. Ich recherchierte im Netz, las Bücher über traditionelle Peitschenherstellung und wagte mich schließlich an meine erste Eigenkreation. Krumm, klein und viel zu locker war das Ergebnis, die erste Snakewhip aus meiner Fertigung. Zu meiner Überraschung konnte ich sie jedoch ohne Schwierigkeiten knallen lassen. Dieses Geräusch spornte mich an. Der Effekt war toll, doch meinem eigenen Ästhetik-Empfinden sollte auch Rechnung getragen werden, also machte ich mich an Nummer Zwei. Und dann drei. Vier.

Ehe ich mich versah, wurde mein Schreibtisch (erst im möblierten Zimmer, dann in der WG, inzwischen in einer gemütliche Wohnung im Herzen Hamburgs) nach und nach zur Werkbank. Ich sammelte Materialproben aus unterschiedlichen Quellen, experimentierte mit Machart und Formen. Nach und nach fügten sich die Miss- und Teilerfolge zu einem Bild, mit dem ich mich traute, meine Werke auch anderen zu präsentieren. Die Resonanz im Freundes- und Bekanntenkreis war positiv, ich verschenkte einige frühe Werke. Später konnte ich einige Dutzend meiner Schöpfungen über ein Hamburger Fachgeschäft in Umlauf bringen.

Die Methode und Planung habe ich seitdem fortlaufend verfeinert: Anhand einer Tabelle errechne ich alle Schnittlängen, um Verschnitt zu minimieren. Das Material importiere ich selbst über einen Fachhandel in den USA, weil sich Nachahmer-Produkte als minderwertig erwiesen haben. Immer, wenn ich etwas am Plan verändere, vermesse ich die Werkstücke gründlich und dokumentiere auf Millimeterpapier den Verlauf. Später setze ich dazu ins Verhältnis die Handhabung und lasse die gewonnen Erkenntnisse in die nächste Planung einfließen. Immer auf der Suche nach dem perfekten Schwung. Immer angepasst an meine Präferenz zu der Zeit. Ich sehe das Peitschenflechten für mich vor allem als ein Hobby an, bei dem ich eine gewisse Geschicklichkeit erreicht habe. Das Flechten ist meditativ, ich kann meine Gedanken abends völlig darauf fokussieren (eine Peitsche zu flechten dauert zwischen sechs und zwölf Stunden) und meine Hände einfach automatisch laufen lassen.

Im Jahr 2020 präsentiere ich den Stand der Dinge auf der Passion in Hamburg Schnelsen. Ich freue mich schon darauf, andere mit meiner Passion anzustecken und spannende Impulse für die Zukunft zu sammeln.